Der Beybusch

Eine besondere Erwähnung verdient die Geschichte der Beybusches. Noch heute trägt der größte Teil der Gemarkung Berzbuir die Flurbezeichnung ,,Beybusch“. Es handelte sich hierbei um einen großen, zusammenhängenden Wald zwischen den Orten Birgel -Berzbuir – Kufferath und Gey. Der Wald gehörte dem Landesherren, also dem Herzog von Jülich. Nach einem Weistum vom Jahre 1549 hatten alle Bewohner des ,,Gerichts Lendersdorf‘ das Recht, in ihrem Wald taubes und dürres Holz als Brandholz zu sammeln. Weitere Rechte hatten die berechtigten Bewohner der Dörfer, die ,,Beerbte“ genannt wurden. Diese wählten zur Verwaltung und Ordnung der Ausübung der Rechte einen ,,Holzgrafen“. Da der Wald überwiegend aus Buchen und Eichen bestand, kam dem Recht der Viehmast, insbesondere der Schweinemast, besondere Bedeutung zu. Kühe und Schweine wurden aus den Dörfern gesammelt durch Viehhirten in den Wald gebracht. Die Schweine blieben während der Nacht im Wald. Nachts wurden sie in einen Pferch gehalten, genannt ,,Seyll“ (Sehl). An dieser Stelle wurden, wenn nötig, Zuwiderhandlungen gegen die Waldordnung durch den Holzgraf geahndet.

Man muß sich bewußt machen, welchen Wert die Rechte am Wald für die Bewohner der angrenzenden Dörfer hatte – es gab noch keine elektrische Energie, keine Kohle. kein Oel oder Gas. Die Menschen konnten Brennholz sammeln,  Bauholz erwerben und ihr Vieh zur Weide und Mast in den Wald treiben. Daß eine strenge Ordnung nötig war. leuchtet ein. Im Jahre 1671 ordnete Kurfürst Karl Theodor, der damals das Herzogtum Jülich regierte, die Teilung des Waldes in 160 Parzellen an. Damit war der Anfang zur Auflösung des Beybuschs gegeben.

Der Auschnitt aus einer, von französischen Vermessern erstellten Landkarte, zeigt die Ausdehnung der Nutzflächen in der Umgebung von Berzbuir um 1820.
beige:Ackerflächen – hellgrün:Weiden  – dunkelgrün:Baumwiesen und Gärten – orange: WaldgebieteDer „Beybusch“ erstreckte sich, entlang der westlichen  Ortsgrenze von Benzberg (Berzbuir), von Süden, beginnend  am Ortsrand der gemeinde Kufferath, nach Norden bis hinter Birgel. Weiter nach Westen schloss sich nahtlos der „Hochwald“  an.Weiter nach Norden, nur getrennt von einer schmalen Weidezone zwischen Birgel und Gey, ging das Waldgebiet in den  „Gürzenicher Broich“  über.


Rodungen, forstwidrige Behandlung und rigorose Ausübung der Sonderrechte ließen den Holzbestand nach und nach schwinden. Heute sind es nur noch kleine ,,Waldinseln“ deren größte der Knipp ist. Aber einige Begriffe und Namen haben sich bis heute erhalten, so die Gemarkungsbezeichnung ,,Beybusch“, aber auch die den Berzbuirern noch geläufige Bezeichnung ,,Sehlberg“ für die kleine bewaldete Erhöhung nördlich des Knipps (hier stand früher der Schweinepferch = Verkestsehl).

Einige Parzellen des Beybuschs kamen in das Eigentum der Gemeinde, und zwar als Sondervermögen, genannt Allmende (gemeinsam genutztes Gemeindeeigentum). Die Einnahmen aus der Verpachtung gehen bis heute nicht in die allgemeine Haushalt der Stadt Düren  ein, sondern werden den Bewohnern von Berzbuir-Kufferath in zeitgemäßer Form zugewandt (jährliche Gestaltung eines Seniorennachmittags).