Das Schulleben in Berzbuir begann 1868. Vorher besuchten die Schulkinder aus Berzbuir die Elementarschule in Lendersdorf. Wegen der ständig steigenden Schülerzahl beschloss der Gemeinderat 1868, eine eigene Schule zu gründen. Diese bestand exakt 100 Jähre, denn im Zuge der Schulreform im Jahre 1968 wurde die Volksschule Berzbuir aufgelöst. Von Ostern 1868 an war die Schule vorläufig in einem Tanzlokal untergebracht. (Tanzlokal-Gaststätte: Befand sich an der Stelle des heutigen landwirtschaftlichen Gebäudes Berzbuirerstr. 30, Frau M Schweitzer) Von der Familie Künster in Kufferath wurde eine Ackerparzelle am Ortsausgang von Berzbuir nach Kufferath gekauft (3/4 Morgen für 500 Taler). Hierauf wurde eine einklassige Schule gebaut. Die Schülerzahl betrug in den 70er Jahren ca.60-70. l896 waren es 100, l9O2 dann 111.
Das Dorf war zwar landwirtschaftlich stark geprägt, dennoch konnte die Landwirtschaft den wenigsten Menschen Arbeit und Brot geben. Vorherrschend war, daß die Männer einer Beschäftigung nachgingen und zusätzlich eine kleine Landwirtschaft zur Existenzsicherung betrieben wurde. Deshalb waren die meisten Dorfbewohner in Handwerksbetrieben und Fabriken in Lendersdorf und Düren beschäftigt. Im Jahre 1873 kam es zum ,,Krach“ über den Eisenhammer in Lendersdorf. In dem Eisenhammer der Fa. Hoesch waren bekanntlich in den 40er Jahren die ersten Eisenbahnschienen Deutschlands hergestellt worden. Mit der Verlagerung der Werke Hoesch in das heutige Ruhrgebiet mussten die Produktionsstätten hier schließen. Der Eisenhammer hatte 600 Beschäftigte, er wurde 1873 völlig stillgelegt. Die Lendersdorfer Hütte, die auch rd. 600 Personen beschäftigte, verminderte die Arbeitskräftezahl auf 100. 1878 kam der Maubacher Bleiberg zum Stillstand. Auch hier waren immer Berzbuirer beschäftigt. Parallel zu dieser Entwicklung nahm die industrielle Herstellung von Papier und Papierprodukten ihren Aufschwung. Papiererzeugung und Papierverarbeitung wurde schon damals zur Haupterwerbsquelle der Bevölkerung. Im Jahre der Gründung der Schützenbruderschaft 1893 gehörte die Pfarre Lendersdorf zum Erzbistum Köln. Die Staatsform war eine Monarchie, es regierte Kaiser Wilhelm II., und zwar seit 1888. Im Jahre 1893 wurde nicht nur die Schützenbruderschaft in Berzbuir gegründet, sondern auch die Spar- und Darlehenskasse in Lendersdorf. Die Schulchronik berichtet aus dem gleichen Jahr weiter, daß es Ärger und Aufregung bei der Jagdverpachtung gab. Verpachtet wurde die Jagdnutzung im Wege der Weiterverpachtung an die Gebrüder Bausch, obwohl der Bewerber Dr. Max Schoeller 1000 DM jährlich mehr bot und einmalig 1000 DM für die Armenkasse.
Der Sommer 1893 war durch anhaltende Dürre gekennzeichnet. Im Jahre 1895 wurde das Verfahren zur Zusammenlegung von Grundstücken (Consolidation – heute würden wir Flurbereinigung sagen) eingeleitet. Nach der Volkszählung wohnten in Berzbuir 133 männliche und 144 weibliche Bewohner, zusammen also 277. Drei Brände wurden verzeichnet, und zwar brannten nieder das Anwesen Eismar, die Scheune von Boltersdorf und die Scheune von Heinen.
In einer Monarchie wurde und wird bekanntlich der Geburtstag des Monarchen gefeiert (den älteren Dorfbewohnern ist bis heute geläufig, daß der 27. Januar Kaisers Geburtstag war, also des letzten Kaisers, Wilhelm II.). Die Schulchronik berichtet aus dem Jahre 1897, daß der 1O0jährige Geburtstag des verstorbenen Kaisers Wilhelm 1. an drei Tagen gefeiert wurde, sonntags war die kirchliche Feier, montags die Schulfeier und dienstags ein gemeinschaftlicher Ausflug mit mehreren Einwohnern nach Maubach.
Das Jahr 1899 wird als ein unglückliches Jahr für die Gemeinde (Berzbuir-Kufferath) bezeichnet. Elf Personen starben in den besten Jahren, darunter die Frau des Lehrers Schaaf im Alter von 35 Jahren. Im Jahre 1900 wurde die Zusammenlegung der Grundstücke beendet. Sie wird als segensreiches Werk bezeichnet, das für die Gemeinde von dauerndem Nutzen sein werde. Die alten unzweckmäßigen Feldwege seien verbannt, die Zahl der Parzellen verringert und alle Parzellen seien von zwei Wegen aus zu erreichen. Als Mangel vermerkt die Chronik das Fehlen eines direkten Verbindungsweges nach Rölsdorf und Düren (die Berzbuirer mußten immer über Birgel oder Lendersdorf nach Düren).
Um einen Eindruck von den Verhältnissen vor dem 1. Weltkrieg zu vermitteln, sei etwas ausführlicher die beschriebene Geburtstagsfeier des Kaisers Wilhelm II. vom 27. Januar 1902 dargestellt.(siehe Foto rechts) Die Dürener Volkszeitung berichtete:
„Am Nachmittag vor dem Geburtstag Sr. Majestät unseres Kaisers bewegte sich ein stattlicher Kinderzug mit Trommel, Flöte und Fahnen durch die Orte Berzbuir und Kufferath. Es gewährte den Einwohnern einen außerordentlichen Genuss, zu sehen, wie die jungen zukünftigen Vaterlandsverteidiger nach dem Takte von Trommel und Flöte unter Absingen patriotischer Marschlieder vorbeimarschierten. Heute, am Festtage selbst, wohnte die Jugend samt den Lehrpersonen dein Gottesdienst bei und zog nach demselben in geordneten Reihen zur Schule. welche im Festgewande prangte.
Hier fanden sich bald der Herr Gemeindevorsteher sowie die Herren Mitglieder des Schulvorstandes und Gemeinderates zur Teilnahme an der Schulfeier ein. Zum Abschluß wurde ein Hoch auf den Kaiser ausgerufen und die Nationalhymne gesungen. Wir können nur wünschen, daß die heute bewiesene Begeisterung der Jugend für Kaiser und Vaterland nie durch Einflüsse böswilliger Subjekte beeinträchtigt werde.“
Aus dem gleichen Jahr berichtet die Schulchronik, daß die Lehrerwohnung zu klein sei, weil noch immer zwei Zimmer für einen zweiten Schulraum in Anspruch genommen würden. Die zur Schule gehörige Stallung werde noch immer als Spritzenhaus benutzt. Eine Baustelle für ein Spritzenhaus liege unbenutzt in der Nähe der Schule am Kufferather Weg. Eine Waschküche für die Lehrerwohnung fehle ebenfalls. Die Wäsche müsse Sommer wie Winter draußen unter freiem Himmel vorgenommen werden, was zu ständigen Erkältungen führe.
Interessant ist ein Auszug aus dem Adressbuch des Jahres 1910, in dem erstmals auch die Dörfer im Dürener Land aufgenommen sind. Das Verzeichnis enthält die Hausnummern und die Namen der „ Haushaltungsvorstände“. Hieraus ergibt sich, daß im Dorf 35 Häuser bewohnt waren.